SPD-Ortsvereine Leimen und St.Ilgen

Da blieb manchem das Lachen in der Speiseröhre stecken
Kabarettist Einhart Klucke zeigte sich beim 30-jährigen Bühnenjubiläum in Bestform


(Leimen.) Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen? Glaubt man Kabarettist Einhart Klucke dann besteht an diesem ‚Schmetterlingseffekt’ kein Zweifel, zumindest was seine eigene Person angeht. Auf Einladung der Leimener SPD und im lindgrünen Anzug trat er zu seinem dreißigsten Bühnenjubiläum mit einem Best off Programm im Rosesaal des Bürgerhauses auf.

Eher fliege ein Mensch zum Mond als dass er Kanzler werde, habe er Willy Brand 1969 geschrieben. „Den Brief muss jemand an die NASA weitergeleitet haben...“, so Klucke. Auch wie er das Wembley-Tor und die Gründung der Partei der Grünen bewirkt habe verriet der Kabarettist und kündigte an: „Meine Schmetterlingsflügelschläge werden eines Tages das System Merkel zum Einstürzen bringen.“ Dass sich so jemand nicht besonders ins Zeug legen muss versteht sich von selbst. Und so habe er als Achtundsechziger beschlossen, die Revolution seinen Enkeln zu überlassen. „Bin der APO-Opa, sitze auf dem Sofa“, rappte Klucke begleitet von seinem Ghettobluster.


Einhart KLucke im Rose-Saal inLleimen (Foto Sabine Hebbelmann)

Klucke ist kein Freund der leisen Töne oder des so genannten „guten Geschmacks“. Er nennt die Dinge laut beim Namen, ist politisch unkorrekt, rückt sich selbstironisch in den Vordergrund und seinem Publikum mit wilder Gestik auf die Pelle. Die Jugend sah er als bedrohte Tierart, die es aus der mentalen Käfighaltung zu befreien gelte. Besonders schlecht kam die von ihm so bezeichnete „Lebensmittel-Simulations-Industrie” weg: Himbeeraroma aus Zedernholz im Joghurt und Analogkäse der noch nie eine Kuh von innen gesehen habe. „Ich brauche nur Ersatzstoffe, ich mache Diät“, witzelte Klucke. Der Verbraucher werde zum Entsorger und die Speisekarte zum Beipackzettel. Und warum das alles? „Weil wir blöd sind oder weil wir blöd gemacht werden“, weiß Klucke. Auch eine moderne Hartz IV-Version des Suppenkaspers hatte Klucke auf Lager. Da konnte einem das Lachen in der Speiseröhre steckenbleiben.

Angesichts penetranter Marketingstrategen wünschte Klucke sich in die Servicewüste zurück und den Datenklau per Google und Payback geißelte er mit seinem Glockenspiel. Beiläufig stellte er auch den Lokalbezug her als er Boris Becker, Helmut Kohl und Leo Kirch als Repräsentanten der geistig-moralischen Wende in einem Atemzug nannte.

Der Beiname „Maria“ gebe so einen sensitiven Touch, fand Klucke und zitierte Rainer Maria Rilke: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr/ Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.“ Da stecke viel Maria drin, vielleicht sogar Maria Kron. Und er kombinierte lustig drauflos: Thilo Maria Sarrazin, Osama Maria Laden, ... „Wer jetzt noch Aktien hat wünscht sich keine mehr“, dichtete Einhart Maria Klucke.

Die Zuhörer stimmten anerkennend in den Refrain seines Selbstlobliedes ein: „Gut dass den Klucke wir haben!“ Und wer weiß was Klucke mit seinem fulminanten Programm beim Leimener Publikum ausgelöst hat....

Peter Sandner, Fraktionssprecher der SPD Leimen, konnte zwar nicht mit gebrauchten Tennisschuhen dienen, bedankte sich dafür aber bei Klucke mit zwei Flaschen gutem Leimener Wein.


Sabine Hebbelmann
(mit freundlicher Genehmigung der Autorin und der RNZ)