SPD-Ortsvereine St.Ilgen

Bildungsdiskussion mit Peter Wirkner in St. Ilgen


Das Bildungsangebot in Baden-Württemberg muss verbessert werden, das „Weiter so !“ der CDU verdient die Note mangelhaft. Nur weil andere Bundesländer noch schlechter bei Pisa abgeschnitten haben, darf es bei uns keinen Stillstand geben.“ Peter Wirkner, Landtagskandidat der SPD im Wahlkreis Wiesloch stellte anlässlich einer Bildungsdiskussion im Deutschen Kaiser in St.Ilgen wichtige Teile des Programms der Sozialdemokraten für die kommende Legislaturperiode vor. Hierzu gehören Sprachunterricht bereits im Kindergarten, die Kostenfreiheit des letzten Kindergartenjahres, weiterführende Schulen erst ab dem siebten Schuljahr und flächendeckend Ganztagesschulen. Der Schulnachmittag dürfe nicht allein von Ehrenamtlichen gestaltet werden, auch in dieser Zeit seien Lehrkräfte erforderlich.

Wirkner betonte den Stellenwert einer guten Ausbildung für junge Menschen, angesichts der Herausforderungen, die sich aus der Globalisierung ergäben. China, Indien, aber auch Südamerika würden nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in Forschung und Wissenschaft die Zukunft prägen. Er nannte Finnland als gutes Beispiel, die dortigen Pädagogen betonen, dass sie keine Lehrfächer, sondern Kinder unterrichten und keinen Schüler liegen lassen.

SPD-Ortsvereinsvorsitzender Karl-Heinz Wagner hatte anfangs als besonderen Gast Justas Paleckis, Mitglied des Europäischen Parlamentes aus Litauen begrüßt. Er stellte seine Heimat vor, in der man bis zur Loslösung aus der Sowjetunion keine Arbeitslosigkeit kannte, dann aber in den 90er Jahren mit 20 % fertig werden musste, jetzt nach dem Beitritt zur EU sei die Zahl auf 4 % gesunken. Ein Problem sei die Emigration junger Leute nach Großbritannien, Irland oder Schweden. Bei 3,5 Millionen Einwohnern studierten derzeit 120.000 Menschen, es fehle jedoch an Lehrkräften. Er beklagt, dass in der EU zu wenig in die Bildung investiert werde. Das Parlament habe höhere Bildungsinvestitionen angefordert. Für gut ausgebildete und hoch qualifizierte Menschen aus anderen Kontinenten sei Europa gegenüber den USA zu wenig attraktiv.

Claus Wichmann aus Heidelberg ist Abgeordneter in Stuttgart uns stellt sich erneut der Wahl. Er tritt für eine ganztägige Betreuung auch der kleineren Kinder ein, die in Heidelberg beispielhaft sei. Er verglich Deutschland mit Schweden, wo der Anteil der Vollzeit arbeitenden Frauen praktisch doppelt so hoch ist wie bei uns. Folge einer zu schlecht besoldeten Arbeit als Erzieher sei, dass in diesem Beruf praktisch nur Frauen arbeiten und den Kindern männliche Vorbilder fehlen. Wichmann ging noch auf die Föderalismusreform ein und wies auf die Gefahr hin, dass die Übertragung der Bildungsaufgaben allein auf die länder zu einer Kleinstaaterei frühre, bei der ein Studienplatzwechsel über Landesgrenzen möglich sein müsse.

Die Notwendigkeit von Investitionen im Bildungssektor begründete Gert Weisskirchen mit dem Sozialstaat. Auch er verglich uns mit Skandinavien, wo die Sozialleistungen aus Steuern finanziert werden, während die auf Bismarck zurückgehende deutsche Sozialversicherung immer noch umlagenfinanziert wird. Entsprechend sind in Skandinavien die Unternehmenssteuern relativ hoch, dafür die Lohnnebenkosten gering, mit positiver Auswirkung für den Arbeitsmarkt. Dass die Finanzierung über die Umlage bei abnehmender Zahl von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen an ihre Grenzen stößt, wird uns täglich bewusst. Die Umstellung auf steuerbegünstigte Eigenvorsorge funktioniert nur in kleinen Schritten und mit gut entlohnten Arbeitsverhältnissen, für die entsprechende gehobene Qualifikationen Voraussetzung sind.

Auch Weisskirchen warnt vor Kleinstaaterei als Folge der Föderalismusreform. Er hält den vollständigen Rückzug des Bundes aus der Bildungspolitik für verfehlt und verweist auf das Beispiel Gesamtschule. Hier habe der Bund die Mittel bereit gestellt und die Länder zur Einrichtung verpflichtet.

Nach lebhafter Diskussion der anwesenden Genossen und Gäste dankte der Ortsvereinsvorsitzende den Referenten für ihr Engagement und wünschte dem Landtagskandidaten noch einen erfolgreichen Wahlkampf und ein gutes Ergebnis bei der Wahl am 26. März.


Karl-Heinz Wagner