SPD-Ortsverein St. Ilgen

Podiumsdiskussion - Für ein familienfreundliches Deutschland


Eine kleine, aber sehr interessierte Teilnehmerzahl konnte SPD-Ortsvereinsvorsitzender Karl-Heinz Wagner bei der Podiumsdiskussion zum Thema "Für ein familienfreundliches Deutschland" im "Deutschen Kaiser" in St.Ilgen begrüßen. Er stellte die Diskussionsteilnehmer vor und erteile dem amtierenden und wieder kandidierenden Bundestagsabgeordneten Gert Weisskirchen das Wort, der die Familienpolitik der Koalition umriss und künftige Vorhaben, insbesondere die flächendeckende Einrichtung von Ganztagesschulen aufzeigte.

Dr. Walter Bien vom Deutschen Jugendinstitut München verstand es, nüchterne Zahlen und Statistiken zur Situation der deutschen Familien lebendig und kurzweilig zu kommentieren. Er belegte unter anderem die schon bekannte Tatsache, dass das Armutsrisiko für Familien ab drei Kindern rapide ansteigt, zeigte auf, dass die häufigsten Trennungsursachen eher in enttäuschten Erwartungen als in materiellen Problemen liegen und dass Alleinerziehende mit Kindern zunehmend auf Sozialhilfe angewiesen sind. Andere Zahlen waren eher überraschend: so hat der Prozentsatz der Nichtehelichengeburten sich über Jahrzehnte kaum verändert, und auch die durchschnittliche Zahl der Kinder, die eine Frau zur Welt bringt, ist in Deutschland seit 1975 konstant.

Frau Gabriele Kremer arbeitet bei der psychologischen Beratungsstelle für Erziehungs-, Familien- und Lebensfragen der evangelischen Kirche Mannheim. Sie bestätigte die Problembereiche aus ihrer praktischen Familienberatung. Wichtigste Kunden seien Alleinerziehende mit ihren Alltagsproblemen und dem Wunsch, "einmal für ein paar Tage nur für sich da zu sein", Paare mit ihren Beziehungsproblemen und auch Schwangere und junge Eltern. Gerade sie müssten besser auf ihre künftigen Aufgaben und insbesondere Verzichte und Verantwortung vorbereitet werden.

Prof. Schweizer von der katholischen Arbeitnehmerbewegung Neckargemünd sucht Lösungen. Ausgehend von der allgemeinen Einstellung, dass der Stellenwert einer Dienstleistung durch die Höhe der Vergütung bestimmt wird, stellte er fest, dass die Erziehungsarbeit in der Familie keine gesellschaftliche Anerkennung findet. Höheres Kindergeld sei nicht angezeigt, wichtiger sei die Bereitstellung weiterer Betreuungsangebote, sei es durch Betriebskindergärten oder die Ganztagesschule. Letztere tauge aber nur dann, wenn sich die zusätzlichen Stunden nicht auf ein reines Verwahren beschränkten, sondern pädagogisch sinnvolle Arbeit geleistet werde.

Fragen, Anregungen und Forderungen aus dem Publikum betrafen die Verantwortung von Vätern, die sich ihrer Unterhaltspflicht entziehen, eine bessere Ausstattung der Schulen mit Lehrern auch für Vertretungsfälle, den Schulalltag mit überfüllten Klassen und weitere Möglichkeiten der betrieblichen Kinderbetreuung. Auch Möglichkeiten und Grenzen von Ganztagesschulen wurden lebhaft diskutiert.

Gert Weisskirchen moderierte die Versammlung souverän und erteilte allen Experten noch die Gelegenheit zu einem Schlusswort für eine bessere Familienpolitik, bevor Karl-Heinz Wagner mit einem Dank an den Referenten, die Podiumsteilnehmer und das engagierte Publikum die Versammlung mit dem Appell schloss, am 22. September dafür zu sorgen, dass die rot-grüne Koalition ihre Familienpolitik für vier Jahre fortsetzen könne.


Karl-Heinz Wagner
Vorsitzender