SPD-Gemeinderatsfraktion

Advent im Erzgebirge


Nach unserem Besuch bei Rafael Dreher im Herbst an der Mosel machte sich die SPD-Gemeinderatsfraktion mit Begleitung am 2. Adventswochenende schon früh um 5 Uhr auf zum traditionellen Jahresausflug: Wer gut zusammen arbeitet, soll auch miteinander feiern!

Ziel war dieses Jahr das Erzgebirge, diese sanfte Hügellandschaft südlich von Zwickau und Chemnitz, nördlich des böhmischen Bäderdreiecks um Karlsbad und Marienbad,das Mittelgebirge zwischen Plauen und Seiffen in Sachsen. Über Würzburg-Bamberg ging es nach Zwickau, einer Stadt aus dem 12. Jahrhundert, die früher vom Silberbergbau in der Region und vom einzigen Automobilwerk der früheren DDR profitierte, wo der liebevoll "Rennpappe" genannte Trabant hergestellt wurde. Wie das benachbarte Chemnitz lebte es auch noch von Tuchmachern und später einer blühenden Spinnerei-Industrie. Unser Quartier für 2 Nächte war das "Flair-Hotel" Blauer Engel in Aue, direkt am Altmarkt ,wo der "Räuchermännchen-Markt", der dortige Weihnachtsmarkt stattfindet. Uns empfing ein Jagdhornbläser Ensemble, das weihnachtliche Weisen spielte und weihnachtliche Geschichten aus der Region erzählte.

Ein Höhepunkt der Reise war am ersten Abend ein sehr reichhaltiges Buffet mit zahlreichen wohlschmeckenden Spezialitäten der Region und einem 90-Minuten-Programm einer Musik-Folklore-Gruppe und den "Auer Klippelmaadln", zwei jungen Frauen, die klöppelten, sangen und Gedichte in Mundart zum Besten gaben. Nach anfänglichem Zögern sprang bald der Funke über und wir erklatschten uns drei Zugaben, bevor dann beim "gemütlichen Ausklang" mit dem Bier aus der hauseigenen Brauerei auch "tiefschürfende" politische Gespräche nicht ausblieben.

Am Samstag kutschierte uns der Bus quer durchs Erzgebirge, entlang der "Silberstraße" über Schwarzenberg nach Annaberg-Buchholz, wo Adam Ries (fälschlich oft Riese genannt) 1525 seine legendäre Rechenschule eröffnete, und Marienberg - von Herzog Heinrich dem Frommen als Stadt gegründet um Ordnung in den 1519 einsetzenden Silberrausch zu bringen. Noch heute wacht sein Standbild über den 100 mal 100 Meter großen, von Linden gesäumten Marktplatz.

Unser Ziel war die Spielzeugstadt Seiffen. Im 17. Jahrhundert kam dort das Holzdrechseln als Nebenerwerb der Zinnbergleute auf. Was daraus geworden ist, lässt sich im großen Spielzeugmuseum verfolgen. Heute besteht der Ort fast ausschließlich aus Handwerksbetrieben, in denen die bekannten erzgebirgischen Räuchermännchen, Krippen, Engel und weihnachtliches Spielzeug das ganze Jahr über hergestellt werden. In der großen Berufsschule mitten im Ort wurde fleißig gearbeitet und die Touristen durften zuschauen, wie die bauchnabelfreien, gepiercten jungen Damen mit roten oder grünblauen Haaren an ihren Werkzeugmaschinen Nikolause und Weihnachtsengel und Kurrende-Sänger mit dem Modell der Ortskirche herstellten. Seiffens Kirche ist ein kleiner, achteckiger Rundbau aus dem späten 18. Jahrhundert, in der unzählige Kerzen brennen, dass es einem gerade in der Adventszeit warm ums Herz wird. Weit über 100 Handwerksbetriebe im Ort, fast alle mit Schauwerkstätten, die im Advent auch samstags und sonntags in Betrieb sind, vermitteln dem Besucher leicht den Eindruck, in den Werkstätten des himmlischen Weihnachtsmannes zu sein; Glühwein-, Punsch-, Bratwurst- und Honiglebkuchenstände, welche die Dorfstrasse und die Plätze säumen, verstärken mit ihrem Duft diesen Eindruck.

Waren wir auf unserer Reise bis hierher von Schnee- und Eisglätte verschont, fuhr unser Bus heimwärts entlang der tschechischen Grenze in etwas höhere Regionen, wo wir dichten Rauhreif und Schnee als "Märchen-Winter-Wunderwald" erlebten, bis wir am Abend in Schneeberg einfuhren zum "Licht'1-Fest" mit dem großen Festzug sehr vieler Bergmannskapellen in ihren historischen Uniformen, die dann vor der großen St.Wolfgangskirche auf dem Marktplatz, wo der Weihnachtsmarkt mit der angeblich größten Weihnachtspyramide der Region stattfindet, aufspielen.

Am Sonntag ging es dann heimwärts. Mit "Engelstropfen" einem sehr wohlschmeckenden Kräuterlikör persönlich und einzeln von der Wirtin unseres "Blauen Engels" verabschiedet, kamen wir um die Mittagszeit ins Bayerische Vogtland und wanderten von dort ins Tal der Saale nach Thüringen, nach Sparnberg an der Saale-Schleife. Der Ortsvorsteher dieses 120-Seelen Dorfes bemerkte alsbald unsere Invasion in klirrender Kälte und bei strahlendem Sonnenschein und zeigte uns voll Stolz die nach der Wende meisterlich renovierte Kirche des Ortes: Sparnberg besaß -wohl auch wegen seiner Burg - schon im 14. Jahrhundert Marktrechte. Die Burgkapelle wurde 1437 zur Kirche ausgebaut. An ihrer Südwand wurden Reste alter gotischer Fresken aus vorreformatorischer Zeit freigelegt. Die restliche Innenausstattung ist barock mit einer Besonderheit: Gestühl, große, mächtige Emporen und Decke sind aus naturbelassenem Holz. Der Kanzelaltar ist farbig gestaltet. Noch nicht renoviert ist die Orgel, die den Silbermann-Schülern Ritter und Graichen zugeschrieben wird. St. Simon und Judas Thaddäus sind die Schutzheiligen der Kirche.

Am Ende der eindrucksvollen Führung sang dann die Fraktion mit Begleitern (unter Stimmführung von Hartwig Wätjen) gemeinsam mit dem Ortsvorsteher den Choral "Großer Gott wir loben Dich"; so ergab sich zufällig noch ein abschließender Höhepunkt unseres vorweihnachtlichen Ausfluges, der abends schließlich mit einem deftigen Abendessen im Bauland seinen Abschluss fand.


Hans-Henning Mohring