SPD-Gemeinderatsfraktion

SPD-Gemeinderäte unterstützen Friedrichstift in Leimen


Aus Solidarität mit den von Zuschuß-Kürzungen betroffenen Vereinen und Institutionen beantragte im Frühjahr 1998 Leimens SPD-Gemeinderatsfraktion, auch die Sitzungsentschädigungen für die Stadträte um 10 % zu kürzen. Die vorgetragenen Argumente überzeugten spontan einige Stadträte, so daß zu den Stimmen von SPD und GALL noch einige weitere hinzu kamen. Es reichte für eine "Zufallsmehrheit", die die Kürzung der Sitzungsgelder beschloß. Im Spätjahr, als wieder "geordnete Abstimmungsverhältnisse herrschten, wurde der Kürzungsbeschluß mit CDU/FWV/SDW Mehrheit gegen die Stimmen von SPD und GALL wieder rückgängig gemacht. Die vollen Sitzungsgelder wurden zum Jahresende ausbezahlt.

Die Leimener SPD-Gemeinderäte haben nun von ihren Sitzungsgeldern die nicht gekürzten 10 % zusammengelegt, so daß 3.000; DM zusammenkamen, die zu gleichen Teilen 3 sozialen Einrichtungen gespendet wurden. Die Übergabe eines Schecks von 1.000; DM an das Friedrichstift Leimen fand vor einigen Tagen im Rahmen eines Fraktionsbesuchs statt. Im Rahmen des Gesprächs erörterten die Fraktionsmitglieder mit Herrn Dipl.Psych. Bernd Niepert, dem Leiter dieser Jugendhilfeeinrichtung, die Situation und Probleme in der Jugendhilfe.

Das Friedrichstift ist seit nunmehr 10 Jahren in Leimen ansässig. Träger ist der Melanchthon-Verein für Schülerheime e. V., der Mitglied im Diakonischen Werk der Evangelischen Landeskirche in Baden ist. Hauptaufgabe ist die Betreuung von Jungen im Alter von 10 - 20 Jahren, die aufgrund persönlicher oder familiärer Probleme Unterstützung nach dem Jugendhilfe-Gesetz benötigen. Diese Hilfe erfolgt stationär - also in der Einrichtung - oder ambulant. Die Kinder und Jugendlichen sollen durch die Betreuung emotionale und soziale Sicherheit erfahren, um darüber mehr emotionale und soziale Stabilität zu erreichen, sich an Wertmaßstäben orientieren zu lernen und insgesamt zu einer größeren Ich-Stärke zu gelangen. Entsprechend den jeweiligen Möglichkeiten ist der Abschluß einer schulischen oder beruflichen Ausbildung angestrebt. Am Ende der Betreuung kann die Rückkehr in die Herkunftsfamilie stehen oder d er Beginn eines selbstverantwortlichen Lebens auf "eigenen Füßen".

Die Betreuung der Jungen erfolgt in 2 Wohngruppen mit jeweils 8 Bewohnern. Daneben gibt es eine Verselbständigungsgruppe für bis zu 4 Jugendliche ab 16 Jahren und 4 Appartements für betreutes Einzelwohnen im Stift. Betreuungen außerhalb der Einrichtung werden auch wahrgenommen. Die Arbeit erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Jugendämtern, die auch die nicht unerheblichen Kosten für einen Aufenthalt tragen, und den Herkunftsfamilien. Sparzwänge bei den Kommunen machen sich in der Jugendhilfe unmittelbar bemerkbar. So werde bei manchen Jugendämtern immer mehr der Preis vor der Qualität der Arbeit gesehen.

In Zusammenarbeit mit dem Jugendamt der Stadt Heidelberg ist das Friedrichstift auch in sozialer Gruppenarbeit und Schulsozialarbeit in Heidelberg tätig. Hier lobte Herr Niepert, daß die Stadt Heidelberg im Gegensatz zu anderen Jugendämtern der Region großen Wert auf präventive Arbeit lege und nicht erst eingreife, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen sei. Es werde in verstärktem Maß eine Umschichtung der Finanzmittel in den Bereich der Vorbeugung versucht. Neuester Zweig der Arbeit ist in Zusammenarbeit mit der Stadt Leimen der Betrieb zweier offener Jugendtreffs in Leimen: am Badener Platz und in der Fasanerie. Die Gemeinderäte der SPD wiesen darauf hin, daß es bis zur Eröffnung des ersten Treffs ein langer Weg gewesen sei und viele Widerstände gegen fachmännische offene Jugendarbeit bei der Verwaltung und anderen Fraktionen überwunden werden mußten. Teilweise wurde deren Notwendigkeit gar nicht erkannt. Um so erfreulicher sei es, daß mittlerweile Verwaltung und alle Fraktionen imGemeinderat hinter den Jugendtreffs stünden.

Die SPD werde sich aber auch weiterhin für eine Ausweitung der offenen Jugendarbeit einsetzen. Dies sei der beste Weg zur Vorbeugung. (Über die Besichtigung des Treffs am Badener Platz wird noch berichtet werden.)


Wolfgang Krauth